Apportieren bedeutet so viel wie zurückbringen. Das lateinische Wort „apportare“ und bedeutet „herbeibringen“. Das Apportieren kommt eigentlich aus der Jagd, Jäger bezeichnen mit Apportieren das Herbringen der Beute. Hunde wurden darauf trainiert, dass erlegte oder von ihnen gefangene Wild dem Jäger zu bringen und abzulegen.
Einige Hunderassen wurden genau für diesen Zweck gezüchtet, beispielsweise die Retriever. Retrieve ist Englisch und bedeutet apportieren.
Der Ursprung des Labrador-Retrievers geht zurück auf den St. Johns Wasserhund, der kanadischen Fischern half, die Netze aus dem Wasser zu holen. Den Namen Labrador bekamen die Hunde vom Grafen von Malmesbury, der sie in England als Jagdhund mit der Aufgabe des Apportierens zu züchten begann.
Doch auch ohne Jagdhintergrund ist apportieren weit in unserem Hundealltag verbreitet – denk nur an das Ball- oder Stöckchenspielen: Du wirfst einen Stock oder einen Ball und dein Hund soll ihn dir bringen, damit du ihn erneut werfen kannst.
Apportieren mit Hund: Training von Gehorsam und Impulskontrolle
Das Holen und Bringen von Wurfgegenständen ist mehr als nur eine Beschäftigung. Mit dem Apportieren trainierst und verbesserst du unter anderem
- den Gehorsam deines Hundes
- die Impulskontrolle
- die Kommunikation
- eure Bindung.
Das Apportiertraining bietet eine super Möglichkeit, die Grundkommandos und so den Gehorsam zu verbessern. Dein Hund lernt, auf deine Anweisungen zu hören. Dadurch verbessert sich der Gehorsam und das Miteinander im Alltag wird wesentlich entspannter.
Vor allem die Impulskontrolle spielt hierbei eine große Rolle. Impulskontrolle bedeutet, dass dein Hund in der Lage ist, einem Reiz nicht nachzugehen. Für deinen Alltag bedeutet das: dein Hund rennt beim Spaziergang nicht den auffliegenden Vögeln nach, er bleibt sitzen, bis die Ampel grün ist und ihr über die Straße gehen könnt, dein Hund stürmt beim Klingeln nicht sofort zur Tür usw.
Die Impulskontrolle kannst du mit Apportierübungen wunderbar verbessern, indem dein Hund warten muss, bis du das Stöckchen oder den Ball geworfen hast. Erst dann darf er auf dein Signal hin loslaufen.
Was sich fast wie von allein verbessert, ist eure gemeinsame Kommunikation. Dein Hund achtet vermehrt auf deine Anweisungen und du lernst, deine Signale präziser zu geben.
Auch eure Bindung wird durch das Apportiertraining stärker und festigt sich, denn dein Hund genießt deine Aufmerksamkeit, ihr habt gemeinsame Erfolgserlebnisse, über die ihr euch freut und durch eine verbesserte Kommunikation reduziert ihr mögliche Missverständnissen.
Wann kann ich mit dem Apportieren beginnen?
Den Zeitpunkt, wann du mit dem Apportiertraining mit Hund beginnst, kannst du beliebig wählen. Du kannst bereits mit deinem Welpen das Apportieren üben. Allerdings solltest du bei Welpen und Junghunden ganz behutsam an die Sache rangehen und Überlastungen des Bewegungsapparats vermeiden. Diese kann nämlich die Entstehung von Gelenkerkrankungen wie Hüftgelenksdysplasie fördern. Auf wilde Start-und-Stopp-Spiele mit dem Ball solltest du unbedingt verzichten und die Trainingseinheiten möglichst kurz halten.
Hast du einen erwachsenen Hund, dem du das Apportieren beibringen möchtest, spricht nichts dagegen, sofort zu starten - vorausgesetzt er ist körperlich gesund.
Auch mit älteren Hunden kannst du das Apportiertraining beginnen. Auch hier solltest du darauf achten, den Bewegungsapparat nicht zu überlasten. Idealerweise wirfst du die zu apportierenden Gegenstände nicht zu weit, sondern legst sie einfach in ein paar Meter Entfernung auf dem Boden ab.
Tipp: diese Ausrüstung brauchst du für dein Apportiertraining
Für das Apportiertraining brauchst du
- einen Apportiergegenstand, beispielsweise einen Trainingsdummy, spezielles Hundespielzeug, ein Kuscheltier oder einen Futterbeutel, den dein Hund gut im Maul tragen kann
- Futter für den Futterbeutel und Lieblingsleckerli als Belohnung für das Bringen des Gegenstands
- einen Clicker
- eine Schleppleine, wenn dein Hund zum Weglaufen neigt
Apportieren beibringen: So fängst du das Training an
Um das Apportiertraining mit deinem Hund zu starten, solltest du dir eine reizarme Umgebung suchen. So kann sich dein Hund besser auf dich und seine neue Aufgabe konzentrieren. Geeignet ist zum Beispiel das Haus oder der vertraute Garten, wenn sonst niemand dort ist.
Einige Hunde lieben das Apportieren – dies sind häufig Hunde, die einen stark ausgeprägten Jagdtrieb haben und, wie die Retriever, speziell fürs Apportieren gezüchtet wurden.
Doch das gilt nicht für alle Hunde. Nicht jeder Vierbeiner interessiert sich für Bälle und Stöcke. Diesen Hunden musst du das Jagen erst schmackhaft machen. Bei diesen Hunden kann es sinnvoll sein, mit einem gefüllten Futterdummy zu arbeiten. Den Futterbeutel kannst du wahlweise mit Trockenfutter oder Leckerli füllen und so die Aufmerksamkeit und das Interesse deines Hundes wecken.
Hinweis für das Clickertraining
Falls du deinen Hund mit dem Clicker trainierst, markierst du während der einzelnen Trainingsschritte mit dem Klick das gewünschte Verhalten und belohnst anschließend wie gewohnt mit Futter.
Schritt 1: Interesse für den Gegenstand wecken
Um deinem Hund das Bringen von Gegenständen beizubringen, musst du in einem ersten Schritt das Interesse deines Hundes für den Gegenstand wecken. Hierfür solltest du dich selbst voller Motivation und Begeisterung mit dem zu apportierenden Gegenstand – Ball, Futterbeutel o.ä. – beschäftigen. Du kannst ihn hochwerfen und auffangen, über den Boden ziehen usw. Sobald dein Hund sich für dein Spiel interessiert, motivierst und lobst du ihn und gibst ihm Leckerli.
Schritt 2: Gegenstand ins Maul nehmen
Dein Hund soll lernen, dass es sich für ihn lohnt, mit dem Gegenstand zu spielen und ihn ins Maul zu nehmen. Sobald dein Hund den Futterbeutel während eures Spiels ins Maul nimmt, belohnst du ihn dafür.
Schritt 3: Gegenstand abgegeben
Nachdem dein Hund gelernt hat, dass es sich für ihn lohnt, den Dummy ins Maul zu nehmen, gehst du einen Schritt weiter und erklärst ihm, dass es sich noch mehr lohnt, wenn er dir den Gegenstand gibt. Tausch mit ihm also Futterdummy gegen Leckerli. Hier kannst du bereits ein Kommandowort für das Abgeben einführen, beispielsweise „gib“ oder „aus“.
Schritt 4: Dem Gegenstand hinterherlaufen und ihn zurückbringen
Dein Hund hat nun das Grundprinzip eures Spiels verstanden und du kannst einen Schritt weitergehen und den zu apportierenden Gegenstand weiter wegwerfen.
Jetzt kommt auch die Schleppleine ins Spiel: Sie verhindert, dass sich dein Hund mit der Beute davonmacht. Was in der Nähe noch funktioniert hat (Beutel zu dir bringen) kann nämlich mit einer gewissen räumlichen Distanz schon wieder schwierig werden.
Hat dein Hund den Beutel geschnappt, rufst du ihn zu dir zurück und stellst dabei eine leckere Belohnung in Aussicht. An dieser Stelle kannst du auch bereits ein Kommando einführen. Dies könnte beispielsweise „apport“, „hol“, oder „bring“ lauten.
Achte immer darauf, dass du eine positive Körpersprache hast und nicht frontal, sondern eher einladend zum Hund steckst. Hilfreich kann es auch sein, wenn du dich hinhockst. Außerdem solltest du nie vergessen, deinen Hund überschwänglich zu loben.
Schritt 5: Freies Apportieren üben
Sobald das Apportieren an der Schleppleine gut und sicher klappt, kannst du die Leine weglassen und mit deinem Hund das freie Apportieren üben.
Probleme beim Apportiertraining und mögliche Lösungsansätze
Nicht immer gelingt das Apportiertraining einwandfrei. Auf drei mögliche Probleme, die häufig auftreten, möchten wir an dieser Stelle eingehen und dir einige Lösungsansätze bieten.
Hund will nicht apportieren
Dein Hund zeigt kein Interesse am Apportieren? Dann kann es sein, dass er keinen Anreiz hat oder dass er nicht weiß, was du von ihm erwartest.
Hat dein Hund nicht verstanden, was er machen soll, solltest du nochmal zurück an den Anfang gehen und deinen Hund ganz kleinschrittig und mit viel Lob den Dummy und das Bringen des Dummys schmackhaft machen.
Die perfekte Belohnung für kleine Heldentaten
Ist der Anreiz nicht groß genug, solltest du die Belohnung überdenken. Nutzt du zum Beispiel Trockenfutter, das dein Hund jeden Tag bekommt, überzeugt ihn dies vielleicht nicht unbedingt, Energie fürs Apportieren aufzuwenden. Greif stattdessen auf besondere Leckereien wie unsere kleinen Soft-Im-Biss- oder die unwiderstehlichen Natur-Im-Biss-Snacks zurück.
Hund bringt Dummy nicht zurück
Falls das Problem auftritt, dass dein Hund den Gegenstand nicht zu dir zurückbringen möchte, zeigt es dir, dass Trainingsschritt 4 noch nicht sicher etabliert ist und ihr nochmal einen Schritt zurückgehen und das Apportieren mit Schleppleine üben solltet.
Was du in der Situation nicht machen solltest, ist deinem Hund hinterherlaufen. Dies kann von deinem Hund nämlich als Spiel gedeutet werden und ihn motivieren. Warte stattdessen, bis er irgendwann bei dir ist, und belohne ihn fürs Zurückkommen. Er soll lernen, dass es sich für ihn lohnt, zu dir zu kommen und dass es sich noch mehr lohnt, wenn er dir die Beute bringt.
Hund dreht zu sehr auf
Ein weiteres Problem, das im Zusammenhang mit dem Apportieren häufig zu sehen ist, ist übermäßiger Stress. Der Hund ist stark erregt und hat dadurch Stress.
Dies kannst du vermeiden bzw. korrigieren, indem du die gesamte Trainingssituation ruhig und entspannt gestaltest. Du könntest beispielsweise den Dummy hinlegen statt wegwerfen oder zwischendrin Entspannungspausen machen. Idealerweise habt ihr bereits ein Entspannungssignal etabliert, dass du zwischendrin nutzen kannst.
Hilfreich kann es zudem sein, die Trainingssituation zeitlich zu begrenzen und nur für kurze Zeit zu trainieren.
Fazit
Apportieren ist eine sinnvolle Beschäftigung für jeden Hund. Dein Hund wird dabei körperlich und geistig ausgelastet und gleichzeitig verbesserst du den Grundgehorsam, die Impulskontrolle und eure Beziehung. Um deinem Hund das Apportieren beizubringen, solltest du das Training kleinschrittig aufbauen und das motivierende Belohnen auf keinen Fall vergessen.