Dummytraining ist eine schöne Möglichkeit, wie du deinen Hund auslasten kannst. Dummytraining ist eine Form des Jagdtrainings, bei der dein Hund eine Beute findet und apportiert – anstelle eines Vogels oder eines Kaninchens wird beim Dummytraining ein Futterbeutel genutzt. Was genau hinter dem Dummytraining steckt, wie du deinen Hund an das Dummytraining heranführst und warum diese Trainingsform der Hund-Mensch-Beziehung gut tut, erfährst du jetzt.

DER ARTIKEL IM ÜBERBLICK

Um dir das Thema Dummytraining näher zu bringen, haben wir uns jemanden gesucht, der sich damit auskennt und mit Barbara Ofer gesprochen. Barbara hat nicht nur zwei Toller und ist großer Fan vom Dummytraining, sondern sie ist darüber hinaus auch Hundetrainerin und bekannt unter dem Namen Toller Hund. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind unter anderem das Dummytraining, über das sie mit uns spricht, die Welpenfrüherziehung, das Thema Work-Life-Dog-Balance sowie Beratungen zu den Themen Ernährung und Verhalten. Über ihre Hunde und das Training berichtet sie unter anderem auch auf ihrem privaten Instagramaccount @tollerful.life.

Dummytraining: Was ist das?

Karolina von Christopherus: "Liebe Barbara, du machst gemeinsam mit deinem Toller Bran schon lange Dummytraining. Erzähl doch mal: Was ist Dummytraining und was bringt es meinem Hund?"

Barbara: "Das Dummytraining hat seinen Ursprung in der jagdlichen Arbeit mit dem Hund. Dummy kommt aus dem Englischen und steht für Attrappe. Genauer geht es um die Arbeit nach dem Schuss. Nachdem das Wild geschossen wurde, apportiert es der Hund aus dem Gelände oder aus dem Wasser. Vor allem aus ethischen Gründen trainiert man das Apportieren aber nicht mit Wild, sondern eben mit Attrappen. Dummys sind Stoffsäckchen, die meist mit Kunststoffgranulat gefüllt sind. Es gibt sie in unzähligen Variationen, die sich hinsichtlich des Gewichts, der Farbe und der Form unterscheiden.

Aus der Jagdhundeausbildung entwickelte sich schließlich eine Sportart. Heute ist die Jagd nach den grünen Säckchen beliebt als Beschäftigung und sportliche Herausforderung – auch unter den nicht jagdlich geführten Familienhunden. Der sportliche Aspekt steht im Vordergrund, während die Aufgaben weiterhin jagdnah gestaltet sind.

Training von Frustrationstoleranz und Impulskontrolle

Dummytraining ist enorm vielseitig. Mensch und Hund agieren als Team, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Der Hund wird bei der Arbeit mit allen seinen Sinnen ausgelastet und gefördert. Das Apportieren ist eine abwechslungsreiche Mischung aus Grundgehorsam und selbständiger Arbeit des Hundes. Gerade jagdlich ambitionierten Hunden kommt das Training zugute. Satt die jagdliche Passion an Wild, Joggern oder Radfahrern auszuleben, kann Dummytraining die Talente des Hundes gezielt lenken und sinnvoll fördern.  Es geht dabei um mehr als um das Apportieren. Hunde im Dummytraining lernen in den verschiedenen Aufgaben, geduldig abzuwarten und ihrem Menschen aufmerksam zuzuhören.

Das Dummytraining stärkt die Frustrationstoleranz und schult die Impulskontrolle. All das sind Aspekte, die das Zusammenleben zwischen Hund und Mensch auch im Alltag positiv beeinflussen.

Aber auch für den Menschen bietet Dummyarbeit so einiges: Der Hundehalter lernt dabei viel über seinen Hund - über dessen Körpersprache und Ausdrucksverhalten, aber auch darüber, wie er seine Welt mit all seinen Sinnen wahrnimmt. Das Training öffnet den Blick für Umwelt und Natur und wie wir uns darin gemeinsam mit unserem Hund achtsam und respektvoll bewegen können.

3 Teilbereiche: Markierung, Freiverlorensuche, Einweisen

Die Dummyarbeit umfasst im Wesentlichen drei Teilbereiche:

  1. Markierung: Der Hund sitzt ruhig und aufmerksam neben seinem Menschen. Ein Dummy wird nach einem Geräusch (z.B. Stimme, Schuss oder Entenlocker) geworfen. Auf Signal darf der Hund den Dummy apportieren. Er soll hier vor allem mit den Augen arbeiten und sich genau merken, wo er gelandet ist.
  2. Freiverlorensuche: Mehrere Dummys werden in einem Feld oder einem Waldstück verteilt. Der Hund soll selbstständig den Bereich absuchen, Dummys selbstständig aufspüren und eines nach dem anderen apportieren. Hier ist in erster Linie die Nase des Hundes gefragt.  
  3. Einweisen: Der Hundeführer weiß, wo das Dummy liegt, der Hund aber nicht. Mit Hilfe von Pfiffen und Sichtzeichen weist man dem Hund den direkten Weg zum Dummy. Der Hund muss dabei dem Hundeführer komplett vertrauen und sich auf Entfernung führen lassen.
Dummytraining mit Hund: Trainingstipps und Infos

Dummytraining: Jeder Hund kann mitmachen

Karolina von Christopherus: "Das klingt ziemlich umfangreich und anspruchsvoll. Für welche Hunde und ab welchem Alter ist Dummytraining denn geeignet?"

Barbara: "Ursprünglich ist die Dummyarbeit das Resort der Retriever und anderer Jagdhunderassen. Doch grundsätzlich kann man mit jedem Hund, der sich gern bewegt, gern apportiert und Freude an der Zusammenarbeit mit seinem Menschen hat, mit dem Training beginnen.  

Etwas behutsamer sollte man bei Welpen sein, die sich im Zahnwechsel befinden. Beim Apportieren von Gegenständen kann es durchaus vorkommen, dass ein Zähnchen ausfällt. Der Hund könnte dann die Schmerzen mit dem Tragen verbinden und vorsichtiger werden.  

Grundsätzlich ist der Start ins Dummytraining aber jederzeit möglich - unabhängig von Alter, Rasse und Größe des Hundes. Jeder Hund kann Freude an der Dummyarbeit entwickeln, sofern das Training und die Gestaltung der Aufgaben dem Hund angepasst wird und man faire und erreichbare Ziele definiert."

Karolina von Christopherus: "Was brauche ich für das Dummytraining?"

Barbara: "Man sollte auf jeden Fall Lust haben, mit dem Hund draußen im Gelände unterwegs zu sein. Das ist die Grundvoraussetzung. Dummysport ist nichts für Couchpotatos. Um loszulegen, braucht man gar nicht viel:

  • Eine Retriever-Leine (auch Moxon-Leine genannt) mit Zugstopp als Arbeitsleine
  • Eine Pfeife zum Umhängen, am besten mit eindeutiger Frequenz
  • Eine Umhängetasche oder Dummyweste, um die Dummys tragen und verstauen zu können
  • Einige Dummys angepasst an die Größe, die Kraft und das Alter des Hundes (Standard Dummys sind grün und wiegen 500g)
  • Wenn man Feuer für diesen Sport gefangen hat, kommt meiner Erfahrung nach dann ganz schnell einiges an Material hinzu wie zum Beispiel Markierstäbe und Dummys in unterschiedlichen Formen und Farben.

Voraussetzungen für das Dummytraining mit Hund

Karolina von Christopherus: "Welche Voraussetzungen muss mein Hund für das Dummytraining mitbringen, was muss er zum Beispiel können und kennen?

Barbara: "Was der Hund mitbringen sollte, hängt auch ein bisschen davon ab, ob man Dummytraining „Just for Fun“ in der Freizeit ausüben möchte, oder ob man die Teilnahme an Prüfungen und Workingtests anstrebt. Natürlich sollte der Hund Freude am Apportieren haben.

Die Grundlagen, die man für das Dummytraining benötigt, sind die gleichen, die man mit seinem Hund trainieren sollte, um entspannt durch den Alltag zu kommen. Das Fundament für ein erfolgreiches Training ist ein guter Grundgehorsam. Der Hund sollte die Signale Sitz, Platz und Fuß kennen. Auch ein sicherer Rückruf erleichtert den Einstieg ins Training. Das Üben von Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gehört ebenfalls zu den Basics. Denn der Hund muss im Training sowohl mit Bewegungsreizen als auch mit Wartezeiten umgehen lernen.

Last but not least ist eine verlässliche und enge Mensch-Hund-Bindung wichtig für den Erfolg in der Dummyarbeit. Man muss Lust auf das gemeinsame Arbeiten haben, denn hier geht es immer um Teamwork."

So kannst du mit dem Dummytraining starten

Karolina von Christopherus: "Wie fange ich mit dem Dummytraining an? Brauche ich dafür einen speziellen Trainer?"

Barbara: "Mit der richtigen Ausstattung, Motivation und Spaß kann man sich an die ersten Schritte selbst heranwagen und einfach sehen, ob man Freude an den Übungen hat. Es gibt sehr gute Literatur oder auch Online-Kurse zu dem Thema, durch die interessierte und ambitionierte Hundehalter sich zu den Basics informieren können. Anfängern im Hobbybereich würde ich dennoch empfehlen, sich ein paar Stunden bei einem Trainer zu gönnen, der sich im Bereich Apportieren auskennt. Das schafft meist eine bessere Grundlage für das Training und ein besseres Verständnis für den Hund.

Wenn man das Ziel hat, an Wettkämpfen und Prüfungen teilzunehmen, dann sollte man von Anfang an mit fachkundiger Unterstützung trainieren. Der Trainingsaufbau ist dann oft ein anderer."

Karolina von Christopherus: "Wie viel Zeit sollte ich in das Dummytraining mit meinem Hund investieren? Wie oft und wie lang trainiert man?"

Barbara: "Das ist eine Frage, die man gar nicht so pauschal beantworten kann. Wie oft und wie intensiv man trainiert, hängt zum einen von den Zielen ab, die man verfolgt, natürlich aber auch von den Fähigkeiten und dem Ausbildungsstand des Hundes.

Wer sich einmal in der Woche Zeit nimmt, mit dem Hund zu arbeiten, ist schon auf einem guten Weg. Dummytraining bedeutet aber ganz und gar nicht, dass man immer einen Dummy dabeihaben muss und nur am Apportieren arbeitet. Gute Dummyarbeit setzt sich aus vielen verschiedenen Elementen zusammen. Dazu gehören eben auch die Basics. Wenn man z.B. an der Fußarbeit, am Grundgehorsam oder am Ruhehalten arbeitet, tut man enorm viel für den Fortschritt im Dummytraining. So kann man jeden Tag ein bisschen Training in den Alltag einfließen lassen.

Was die Länge der Trainingseinheiten angeht, so gilt: Lieber mehrere kurze Trainingseinheit konzentriert und mit einem klaren Ziel umsetzen als eine lange Einheit, für die die Konzentration nicht ausreicht. Fortschritt entsteht durch die Regelmäßigkeit des Trainings und dadurch, dass man die Übungen fair und reflektiert an das Niveau des Hundes anpasst."

Karolina von Christopherus: "Wird der Schwierigkeitsgrad für den Hund nach und nach gesteigert?"

Barbara: "Ja klar. Man startet mit den Basics und arbeitet sich zu immer anspruchsvolleren Aufgaben vor. Die meisten Hunde sind nicht in allen Bereichen gleich gut. Der eine ist besser im Markieren der andere ist zuverlässiger in der Suche. Die Schwierigkeit der Aufgaben passt man in den unterschiedlichen Bereichen der Dummyarbeit natürlich auch den eigenen Stärken und Schwächen an. Das macht es so spannend.

Neben unterschiedlich anspruchsvollen Aufgaben kann man auch unterschiedlich schwierige Gelände wählen oder die Ablenkung für den Hund steigern und variieren. Dummyarbeit ist unglaublich vielfältig. Das Training bietet unzählige Möglichkeiten, sodass man immer etwas Neues lernt und sich immer weiter entwickeln kann. Man lernt nie aus!
Bei Dummyprüfungen und Working-Tests unterscheidet man 3 Leistungsklassen – Anfänger, Fortgeschrittene und Offene Klasse."

Mit dem Hund als Team unterwegs in der Natur

Karolina von Christopherus: "Du hast uns nun so viel zur Dummyarbeit erzählt. Aber was wir noch nicht wissen: Wie bist du zum Dummytraining gekommen und was schätzt du daran?"

Barbara: "Ich habe eine große Liebe für die Retriever-Rassen, ganz besonders für den Toller. So bin ich auch zur Dummyarbeit gekommen. Beides gehört für mich einfach zusammen. Ich liebe es, mit meinem Hund als Team in der Natur unterwegs zu sein und gemeinsam etwas zu erleben. Das Gelände, in dem man unterwegs ist, der Bewuchs und sogar die Windrichtung spielen bei der Arbeit mit Dummys eine wichtige Rolle. Da diese Gegebenheiten sich immer verändern, bleibt das Training interessant und abwechslungsreich.  

Dummyarbeit ist ein Bereich des Hundesports, in dem Hund und Mensch als Team arbeiten und der Hund trotzdem selbstständig bleibt und eigene Entscheidungen trifft. In der gemeinsamen Arbeit zu erleben, wie der Hund seinen Jagdverstand nutzt und seine natürlichen Fähigkeiten kontrolliert einsetzt, um gemeinsam mit seinem Menschen zum Erfolg zu kommen, macht für mich die Faszination am Dummytraining aus. Nur die Arbeit im Team führt zum gemeinsamem (Beute-) Erfolg.  Das schweißt Hund und Mensch unfassbar zusammen und macht, zumindest mich und meine Hunde, sehr glücklich."

Karolina von Christopherus: "Vielen Dank für deinen ausführlichen Einblick in die Dummyarbeit mit Hund."

Christopherus Dummytraining Expertin Barbara

Über die Expertin

Mit viel Hunde-Verstand und Einfühlungsvermögen begleitet Barbara Ofer Hundehalter (und solche, die es werden wollen) dabei, die Ziele im Zusammenleben mit ihrem Hund zu bestimmen und zu verfolgen.

In der Zusammenarbeit mit den Hund-Mensch-Teams ist es ihr wichtig, den Blick für die Persönlichkeit des eigenen Hundes zu öffnen. Menschen die Welt des Hundes näherzubringen und dadurch eine klare Kommunikation und einen fairen Umgang miteinander zu ermöglichen, ist das Ziel ihrer Arbeit.

Barbaras Hundeherz ist vor allem den Retrievern zugetan. Mit ihren eigenen Hunden ist sie mit viel Freude und Leidenschaft im Dummysport unterwegs.

Ihre Tipps für das Zusammenleben und Training mit Hund und Mensch: "Offen bleiben, gut zuhören, genau hinschauen, hin und wieder die Perspektive wechseln und nie aufhören, Neues lernen zu wollen.“

Über den Autor

Karolina Kardel

Aufgewachsen auf dem Land mit Pferden, Hunden und Katzen, werde ich bereits mein Leben lang von Vierbeinern begleitet. Ich bin ausgebildete Journalistin und seit einigen Jahren liegt mein fachlicher Schwerpunkt bei Themen rund ums Tier.