Kaputt gebissene Sofas, angenagte Möbelstücke und genervte Nachbarn – nicht wenige HundebesitzerInnen kennen diese Probleme, wenn sie ihren Hund allein lassen. Du vielleicht auch? Dann solltest du jetzt weiterlesen, denn wir haben uns für dich mit dem Thema Hund allein lassen beschäftigt und teilen mit dir 6 Trainingstipps, mit denen auch dein Hund lernen kann, allein zu Hause zu bleiben.

DER ARTIKEL IM ÜBERBLICK

Das Thema Alleinsein ist nicht ohne Grund eins der häufigsten Probleme, mit denen sich HundehalterInnen an Trainer wenden.

Warum ist das Alleinbleiben für viele Hunde so schwierig?

Hunde sind von jeher Rudeltiere und leiden nicht selten unter Trennungsangst, wenn sie allein gelassen werden. Für ein zufriedenes Leben braucht ein Hund eine soziale Gruppe. Diese muss nicht aus anderen Hunden bestehen, auch Menschen sind für Hunde ein soziales Gefüge, in dem sie sich wohlfühlen können. Wichtig ist nur, dass sie auch als Persönlichkeiten wahrgenommen und in die Aktivitäten der Gruppe eingebunden und geistig wie körperlich beschäftigt und geistig ausgelastet werden.

Das Leben in der Gruppe bietet dem Hund Schutz und Sicherheit. Die hochsozialen Tiere übernehmen in der Gruppe einzelne Aufgaben und durch soziale Interaktion wie gemeinsames Spielen oder Kontaktliegen wird die Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern gestärkt. Alleinsein ist im Leben eines Hundes nicht vorgesehen.

Lebt ein Hund nicht im Rudel, sondern allein mit Menschen, findet Alleinsein aber sehr wohl statt – sei es, weil wir den Hund nicht zur Arbeit mitnehmen können, weil wir einkaufen gehen oder weil wir uns mit Freunden und Familie treffen und der Hund nicht mitkommen kann. Dies führt dazu, dass Hunde mit Stressverhalten, Angst und Panik reagieren, wenn sie allein gelassen werden.

Um dies zu verhindern, muss das Alleinsein sorgsam trainiert und langsam aufgebaut werden.

Wie lang darf man einen Hund alleine lassen?

Eine konkrete Dauer, wie lang ein Hund allein gelassen werden darf, ist im Tierschutzgesetz nicht vorgeschrieben. Dort heißt es: „Einem Hund ist nach Maßgabe des Satzes […]

2. mehrmals täglich in ausreichender Dauer Umgang mit der Person, die den Hund hält, betreut oder zu betreuen hat (Betreuungsperson), zu gewähren und

3. regelmäßig der Kontakt zu Artgenossen zu ermöglichen, es sei denn, dies ist im Einzelfall aus gesundheitlichen Gründen oder aus Gründen der Unverträglichkeit zum Schutz des Hundes oder seiner Artgenossen nicht möglich.

Abweichend von Satz 1 Nummer 2 ist Welpen bis zu einem Alter von zwanzig Wochen mindestens vier Stunden je Tag Umgang mit einer Betreuungsperson zu gewähren. Auslauf und Sozialkontakte sind der Rasse, dem Alter und dem Gesundheitszustand des Hundes anzupassen. (Quelle)

Ab welchem Alter kann ich mit meinem Hund das Alleinsein üben?

Grundsätzlich gilt: Je jünger dein Hund ist, desto leichter gelingt es, das Alleinsein zu üben. Zieht bei dir ein Welpe ein, solltest du mit diesem idealerweise von Anfang an das Alleinsein üben. Der Vorteil beim Welpentraining ist, dass dein Hund in seinem bisherigen Leben höchstwahrscheinlich noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Alleinsein gesammelt hat und du das Training positiv gestalten kannst.

Erwachsener Hund: Alleinsein üben

Hast du einen erwachsenen Hund, der nicht allein bleiben kann, ist die Sache etwas schwieriger. Dein Hund hat möglicherweise bereits die Erfahrung gemacht, dass Alleinsein etwas richtig Doofes ist, weil er nicht langsam und schrittweise auf eine Trennung vorbereitet wurde.

Insbesondere wenn du einen Hund aus dem Tierschutz hast, der bisher in einem Rudel auf der Straße, in einem Shelter oder bei einer Pflegestelle gelebt hat, ist das Alleinsein ein großes Thema. Bei erwachsenen Hunden kommt nämlich beim Alleinsein noch etwas anderes hinzu: Während die einen Hunde unter Trennungsangst leiden, haben die anderen Hunde Stress, weil sie ihren Kontrollzwang nicht ausleben können.

Trennungsangst vs. Kontrollzwang

Wenn dein erwachsener Hund nicht entspannt allein bleiben kann, muss es nicht nur an Trennungsangst liegen, es kann sich auch ein Kontrollzwang eingestellt haben. Das Ergebnis ist gleich: Dein Hund bleibt nicht entspannt allein. Die Ursache ist jedoch eine andere und entsprechend sollte das Training aufgebaut sein, weil es vorrangig darum geht, den Kontrollzwang abzutrainieren. Während sich Trennungsangst vor allem beim Alleinsein zeigt, zeigt sich Kontrollzwang im gesamten Alltag.

So erkennst du Kontrollzwang beim Hund:

  • Dein Hund verfolgt dich auf Schritt und Tritt in jedes Zimmer.
  • Dein Hund liegt auf einem zentralen Platz im Raum und überwacht dich mit seinen Augen, indem er dich anstarrt.
  • Dein Hund grenzt dich räumlich ein.    
  • Dein Hund lehnt sich an dich.
  • Dein Hund hat Frust, wenn er allein ist und äußert diesen z.B. durch lautes Bellen.

Hast du einen kleinen Kontrolleti zu Hause, solltest du dir idealerweise einen erfahrenen Hundetrainer vor Ort suchen, der dich dabei unterstützt, den Kontrollzwang deines Hundes abzustellen. Der Kontrollzwang geht häufig damit einher, dass dein Hund dich nicht als kompetent genug erachtet und der Meinung ist, er müsse Verantwortung übernehmen. In der Regel überfordert die Hunde diese Aufgabe aber und sie haben Stress. Hier gilt es daher vor allem auch an deiner Kompetenz und Glaubwürdigkeit zu arbeiten.

Hund allein lassen: 6 Trainingstipps, damit dein Hund entspannt allein bleibt

Der Schlüssel zum erfolgreichen Alleinsein-Training liegt in einem schrittweise und zielgerichteten Aufbau.

Trainingstipp 1: Kurze Abwesenheiten

Übe kurze Sequenzen und steigere diese nach und nach. Beginne mit ganz kurzen Abwesenheiten von wenigen Sekunden und steigere die Dauer allmählich.

Beispielübung: die Schritt-für-Schritt-Methode

Lasse deinen Hund auf seinem Platz liegen.

Gehe einen Schritt zurück und kehre sofort zurück.

Belohne deinen Hund, wenn er während deiner Entfernung ruhig bleibt.

Wiederhole den Vorgang und erhöhe allmählich die Anzahl der Schritte, die du dich von ihm entfernst.

Christopherus Magazin Artikel So lernt dein Hund allein zu bleiben - ein Corgi liegt auf seinem Platz und neben ihm liegt ein kleines Hundekuscheltier

Kurze Abwesenheiten sind zum Beispiel, dass du deinen Hund auf seinem Platz liegen lässt und den Raum verlässt, um dir beispielsweise etwas zu Trinken aus der Küche zu holen – gern kannst du auch die Tür schließen. Oder du gehst allein ins Bad und schließt die Tür. Dies hilft deinem Hund zu verstehen, dass du zwar weggehst, aber auch immer wieder zurückkommst. Idealerweise bleibt dein Hund während deiner Abwesenheit entspannt auf seinem Platz liegen.

Klappt das Verlassen des Raumes, kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen, indem du kurz nach draußen gehst, um beispielsweise die Post zu holen. Auch kannst du für einen kurzen Augenblick vor der Haustür stehenbleiben.

Steigere langsam die Dauer deiner Abwesenheit und erhöhe allmählich die Zeit, in der dein Hund allein bleibt.

Tipp: Nutze Webbcams, um das Verhalten deines Hundes während deiner Abwesenheit zu beobachten.

Eine Webcam kann dir helfen, das Verhalten deines Hundes während deines Abwesenheit besser zu verstehen. Insbesondere wenn dein Hund dazu neigt Dinge zu zerstören oder laut zu bellen, hilft die Kamera ungemein – vor allem, wenn sie eine Sprachfunktion besitzt und du in der Lage bist, von draußen mit deinem Hund zu kommunizieren.
Einen schönen Erfahrungsbericht zum Einsatz von Kameras beim Training des Alleinseins findest du hier bei Labrador Leika.

Trainingstipp 2: Kündige deine Abwesenheit an

Schaffe Rituale, bevor du das Haus verlässt, die deinem Hund deine Abwesenheit ankündigen. Das kann das Aufnehmen deiner Schlüssel oder das Anziehen deiner Schuhe sein. Dadurch wird das Alleinbleiben vorhersehbarer.

Reagiert dein Hund mit einem hohen Erregungslevel auf diese Rituale, übe sie immer wieder, ohne dass du das Haus verlässt. Ziel ist, dass du deine Schuhe anziehen und deinen Schlüssel nehmen kannst, während dein Hund entspannt auf seinem Platz liegen bleibt. Dies ist nicht nur nützlich, wenn es darum geht, allein zu bleiben, sondern auch für den sonstigen Alltag. Wuselt dein Hund nicht aufgeregt um dich herum, wenn du dich anziehst

Trainingstipp 3: Schaffe positive Assoziationen

Verbinde das Alleinbleiben mit positiven Erfahrungen für deinen Hund. Du kannst ihm spezielle Leckerlis oder Spielzeuge geben, die er nur bekommt, wenn du das Haus verlässt. Dies hilft ihm, das Alleinsein mit etwas Angenehmem zu verknüpfen. Futter hat außerdem den Vorteil, dass das Kauen deinen Hund entspannt. Um die Fressdauer zu verlängern, könntest du beispielsweise einen Kong mit Nassfutter füllen und ihn einfrieren. Dein Hund ist so während deiner Abwesenheit längere Zeit beschäftigt.

Hinweis: Futter ist kein Allheilmittel, denn viele Hunde, die Stress haben, fressen nichts. Hier gilt es erst am Stressfaktor zu arbeiten.

Trainingstipp 4: Verhalte dich entspannt

Dein eigenes Verhalten ist essenziell für den Erfolg des Alleinsein-Trainings mit deinem Hund. Achte deswegen unbedingt darauf, dass du dich ruhig und entspannt verhältst: Gehe ruhig und gelassen und ohne lange Abschiede aus dem Haus.

Wenn du zurückkommst, sei ebenfalls gelassen. So signalisierst du deinem Hund, dass dein Gehen und Kommen etwas Normales ist.

Insbesondere bei deiner Rückkehr ist es wichtig, neutral zu bleiben, um eine falsche Konditionierung zu vermeiden: Kommt dir dein Hund aufgeregt entgegen und ist vor Freude außer sich und in einem sehr hohen Energielevel, kannst du dieses Verhalten verstärken, indem du ihm Aufmerksamkeit und womöglich noch Futterlob gibst. Er lernt: Sein aufgeregtes Verhalten lohnt sich.

Ignorierst du ihn stattdessen und gibst ihm nur dann Aufmerksamkeit und Lob, wenn er sich ruhig verhält, verstärkst du das von dir gewünschte, ruhige und entspannte Verhalten.

Trainingstipp 5: Trainiere Alleinsein nicht mit Strafe

Bestrafe deinen Hund nicht, wenn du Anzeichen von während des Trainings Angst oder Stress bemerkst. Dies könnte seine Angst verstärken und das Training erschweren.

Trainingstipp 6: Sei geduldig und trainiere regelmäßig

Bis dein Hund gelernt hat, allein zu bleiben, kann einige Zeit vergehen. Das Training erfordert Geduld und Kontinuität. Jeder Hund ist anders und wie lang es dauert, bis du deinen Hund zuverlässig allein lassen kannst, ist abhängig von seinen bisherigen Erfahrungen und Prägungen. Sei geduldig und feiere kleine Fortschritte.

So lernt dein Hund allein zu bleiben: 6 Tipps bei Trennungsangst

Fazit: Alleinsein mit Hund trainieren

Ein Hund, der nicht entspannt allein bleiben kann, hat in der Regel sehr viel Stress, weil es immer Situationen gibt, in denen er dich nicht begleiten kann. Daher ist es wichtig, das Alleinsein mit dem Hund kontinuierlich zu trainieren. Wichtig hierbei: Hab Verständnis für die individuellen Bedürfnisse deines Hundes und sei stolz auf jeden kleinen Fortschritt. Durch geduldiges Training und positive Verstärkung kannst du deinem Hund helfen, seine Ängste zu überwinden und das Alleinsein als "normal" zu empfinden. Mit Liebe, Geduld, den richtigen Übungen und leckerer Belohnung wirst du dazu beitragen, dass dein Hund sicher und gelassen bleibt, auch wenn du nicht da bist.

Über den Autor

Karolina Kardel

Aufgewachsen auf dem Land mit Pferden, Hunden und Katzen, werde ich bereits mein Leben lang von Vierbeinern begleitet. Ich bin ausgebildete Journalistin und seit einigen Jahren liegt mein fachlicher Schwerpunkt bei Themen rund ums Tier.